Hundebegegnung - Drama oder Komödie

Fragt man Hundebesitzer oder schaut man sich in Hundeforen um, dann scheint das Thema „Hundebegegnung"“ zu vielen Fragen und einigen Problemen zu führen.

Warum ist es für viele Hunde so schwierig andere Hunde zu treffen? Und wie kann man ihnen praktisch helfen, Begegnungen mit Artgenossen souverän und gelassen zu meistern?

Individuelle Lösungswege gibt es natürlich genauso viele, wie es unterschiedlich Menschen- und Hundepersönlichkeiten gibt.

Wir wollen uns hier das Szenarium  einmal unter der Lupe anschauen, analysieren was passiert und sinnvolle Lösungswege darstellen.

Denn, eine „Hundebegegnung“ ist kein plötzlich stattfindender Event, wie es einem unbeteiligten Zuschauer vielleicht erscheinen mag. Die Begegnung zwischen zwei Hunden wird lange vor dem tatsächlichen Aufeinandertreffen vorbereitet. Sie beginnt beim ersten Wahrnehmen eines anderen Hundes und verläuft nach Regeln, die dem dramaturgischen Aufbau eines Schauspiels ähneln.

Wie im Theater, beginnt die Handlung damit, dass die Akteure die Bühne betreten, bzw. Hunde in einem Gelände aufeinandertreffen.

Die Begegnung gestaltet sich dabei in unterschiedlichen Stufen, ständig ergeben sich neue Möglichkeiten, die Handlung zu verändern und einen Einfluss darauf zu nehmen, welchen Ausgang das Treffen nimmt.

Endet die Begegnung  fröhlich und am Ende heisst es: „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“? Oder wohnen wir einem Drama bei und zerrupfte Verlierer verlassen die Bühne?

Hundebegegnung

Der erste Akt:
Die handelnden Personen werden vorgestellt, die Akteure betreten die Bühne, bzw. der Hund erscheint auf der Bildfläche.

Menschen nehmen die Welt primär optisch und akustisch wahr. Riechen (olfaktorische Wahrnehmung) gehört bei Hunden hingegen hauptsächlich zur Kommunikation und ist der wichtigste Teil ihrer Wahrnehmung.

Lange bevor der Hundehalter einen anderen Hund sehen kann, hat der eigene Hund diesen schon durch seinen Geruch wahrgenommen. An Pinkelstellen und Pfotenabdrücken werden durch Duftmarken wichtige Informationen übermittelt.

Diese Informationen werden am Wegrand olfaktorisch weitergegeben, ohne dass der andere Hund physisch anwesend sein muss.

„Markierungsverhalten ist in erster Linie ein Kommunikationsmittel, das für den Hund als soziales Wesen sehr wichtig ist. Vor allem Urin und Kot werden als visuelle und olfaktorische Markierung benutzt. Ein Hund besitzt zwischen 125 und 220 Millionen Riechzellen (Vergleich: Der Mensch besitzt lediglich 5 Millionen). Durch das Markieren geben die Hunde etliche Informationen über sich selbst an Artgenossen weiter. Beispielsweise über ihr Alter, ihren Gesundheitszustand, den Zeitpunkt, zu dem sie an dem Ort waren, ob sie männlichen oder weiblichen Geschlechts sind und ob sie gerade läufig sind/werden. Es handelt sich also bei unseren Haushunden eher nicht um ein Abstecken des eigenen Territoriums, sondern in erster Linie um klassische Kommunikation.

Weiterhin wird durch chemische Botenstoffe (Pheromone) beim Empfängerhund eine physiologische Reaktion ausgelöst. So dient er beispielsweise als Lockstoff für Sexualpartner. Bei Rüden kann man häufig beobachten, wie sie nach dem ausgiebigen Schnüffeln an einer von einer Hündin markierten Stelle die obere Lefze hochziehen und das Maul leicht geöffnet halten, die Zunge schaut dabei etwas heraus. Oder aber sie „klappern“ mit den Zähnen. Durch dieses Verhalten werden die Geruchsstoffe in das sogenannte Jacobson Organ transportiert, welches für die differenzierte geschmackliche und olfaktorische Wahrnehmung verantwortlich ist.
Da Pheromone auch eine beruhigende Wirkung auf Hunde haben, kann man gelegentlich beobachten, dass gerade unsichere/ängstliche Hunde an ihrem eigenen Kot/Urin riechen und teilweise auch in ihre eigenen Liegestätten urinieren.

Das Markieren einer Stelle kann aber auch die Zusammengehörigkeit demonstrieren. So kann man beobachten, dass Hunde in einer Gruppe nacheinander die gleiche Stelle markieren, ohne hierbei irgendwelche Imponiergesten oder ähnliches zu zeigen, sondern im Gegenteil ganz entspannt dabei sind. Sie zeigen deutlich ihre Zugehörigkeit zur Gruppe und markieren einen Ort des Zusammenhaltes.“ Aus: http://sprichhund.de/markierungsverhalten-bei-hunden/

Auf einem Spaziergang bekommt mein Bello wichtige Informationen über alle Hunde, die sich auch in dem Gelände bewegen oder bewegt haben, bevor ich überhaupt eine Ahnung habe, ob wir einen Artgenossen treffen werden. Ein tatsächliches Aufeinandertreffen ist dazu nicht einmal nötig.

Diese Fähigkeit, über den Geruch zu kommunizieren, ist eigentlich ein genialer Schachzug der Evolution. Caniden sind Raubtiere, die in sozialen Gruppen leben und ihre Waffen immer einsatzbereit mit sich herumtragen.

Es kann nicht riskiert werden, dass eine Gruppe Mitglieder durchfüttern muss, die sich in sinnlosen Rangordnungsscharmützeln verletzt haben.

Deswegen ist die gesamte Kommunikation bei Caniden (und dazu gehören unsere Hunde) darauf ausgelegt, dass sich die Individuen beim ersten physischen Aufeinandertreffen korrekt und angemessen verhalten und somit Konflikte vermeiden.

Mein Hund hat  an jedem Grashalm wichtige Informationen über anwesende Artgenossen sammeln können. Er weiss nun genau, wie viele intakte und wie viele kastrierte Rüden in der Gegend herumlaufen und er kennt den Geruch jeder Hündin, die im Gelände anwesend ist. Weiterhin hat mein Hund genau gerochen, wann die jeweiligen Artgenossen auf unserem Weg gelaufen und in welche Richtung sie weitergezogen sind.

Zusätzlich haben ihm die Pinkelstellen noch weitere Information gegeben, die ihn in die Lage versetzen, sich vernünftig und klug zu verhalten, wenn er diesen Hund nun tatsächlich trifft.

Ein harmonisches Aufeinandertreffen zweier oder mehrerer Hunde wurde so perfekt vorbereitet.

Ein gut sozialisierter Hund wird genau wissen, wie er sich höflich anzunähern hat und wie er das Treffen konfliktfrei und harmonisch einleiten kann.

Kommunikation bei Hunden erfolgt nach ganz bestimmten Regeln und soll Konflikte vermeiden. Eine höfliche Hundebegegnung findet entschleunigt statt.

Hunde nähern sich langsam an und sie laufen einen Bogen, bevor sie sich standesgemäss begrüssen. Das Bogenlaufen gibt jedem Hund die Möglichkeit, in die Geruchsfahne des anderen Hundes kommen und sich so Informationen über den Artgenossen zu holen.

Oft schnüffeln Hunde gemeinsam im Gras herum. Durch das Kopfabsenken kann jeder Hund kurz zum anderen schielen und sich orientieren, wie der Kollege gelaunt ist.

Daraufhin können die Hunde ihr Verhalten sinnvoll anpassen.

Es gibt bei Hundebegegnungen bestimmte Regeln, die einzuhalten sind. Es besteht eine festgelegte Reihenfolge, wer zuerst schnüffeln und wer wann man das Ritual beenden darf.

Hundehalter, die ihren Hund immer sofort zu sich rufen, bringen diesen ungewollt in einen Konflikt. Eigentlich sollte der gerufene Hund bei dem anderen Hund höflich das gesamte Ritual durchlaufen und nun soll er seiner Bezugsperson gehorchen....

Oft kracht es zwischen Hunden, weil einer den Schauplatz unhöflicherweise vorzeitig verlässt.

Den Hund lesen lernen

Mein Hund ist  in diesem ersten Akt des Schauspiels „Hundebegegnung“ der Experte. Er weiss viel besser als ich, mit welchen Artgenossen wir das Gelände teilen. Ein Hundehalter sollte die Rolle des Beobachters einnehmen und sich diese Fragen stellen:

  • „Wie verhält sich mein Hund?
  • Schnüffel er entspannt am Boden?
  • Wittert er interessiert mit erhobener Nase?
  • Stockt er, bleibt er stehen, fixiert er einen bestimmten Punkt am Horizont?“
  • Das sind alles Zeichen, die mir Informationen darüber geben, in welchem Erregungszustand sich mein Hund befindet.
  • Fühlt er sich wohl?
  • Kann er entspannt die Umgebung untersuchen?
  • Nimmt er hin und wieder Kontakt mit mir auf, indem er zu mir schaut?

Das Verhalten zeigt, wie souverän der pelzige Freund in dieser Umgebung momentan unterwegs ist.

Wie in einem guten Theaterstück, kündigt sich nun zum Ende des ersten Aktes der erste dramaturgische Höhepunkt an: Alle treffen nun tatsächlich in der Realität aufeinander, ein Hund trifft einen anderen Hund.

Während der Hundehalter noch vollkommen ahnungslos um die nächste Ecke spaziert, ist sein Hund sehr gut vorbereitet.

Er weiss genau, wen er hinter der Kurve treffen wird und kann es aufgrund seiner Vorerfahrung einschätzen, wie das Zusammentreffen verlaufen wird. Mein Hund kennt schon den zweiten Akt, während ich noch nicht einmal ahne, dass wir gleich einen anderen Hund treffen werden.

Der zweite Akt:
Die Handlung kommt in Schwung und es kündigt sich ein dramaturgischer Höhepunkt an.

Beim ersten physischen Aufeinandertreffen zweier Hunde kann man die gesamte Spannbreite von Hundeverhalten beobachten.

Eine höfliche Hundebegegnung verläuft entschleunigt, harmonisch und leise.

Frontales aufeinander zugehen, was Menschen üblicherweise praktizieren, ist in der Hundewelt ein Angriffsverhalten und erzeugt bei den meisten Hunden Unwohlsein. Wären sie nicht durch die Leine gehindert, sie würden schleunigst beiseite gehen, ihre Körperachse parallel ausrichten und deeskalierende Signale senden.

Eine harmonische Begegnung unter Hunden ist wie ein Tanz.

Die beteiligten Tiere senden sich abwechselnd Signale, die den anderen Hund einladen sich anzunähern oder signalisieren, noch länger in grösserer Distanz zu bleiben.

Nachdem die geruchliche Orientierung die Begegnung vorbereitet hat, übernimmt das körperliche Ausdrucksverhalten jetzt eine wichtige Funktion, um zu kommunizieren. Körpersprachlich übermittelt jeder Hund dem anderen seine Gefühle und bestimmt so das Tempo, indem die Annäherung stattfinden kann:

  • Wie sind die Körperachsen ausgerichtet?
  • Bewegt sich der Hund elastisch mit runden Bewegungen oder stolziert er mit leicht angespannter Muskulatur steif herum?
  • Wie verändert sich der Körperschwerpunkt? Verlagert sich dieser nach vorne oder nach hinten?
  • Wie ist der Blick? Schaut der Hund mit weichem Blick leicht pendelnd das Umfeld an? Oder „saugt“ sich sein Blick an einem bestimmten Punkt fest?
  • Was macht die Rute? Wird sie hocherhoben getragen? Wird die Rute auf Höhe des Körpers starr gehalten? Klemmt der Hund die Rute zwischen die Hinterbeine? Oder wedelt sie entspannt von einer Seite zur anderen?

 

Wir Menschen sind immer noch nur Beobachter. Aber, es ist wichtig, dass wir die Sprache der Hunde verstehen können, um beizeiten Grenzen zu setzen, falls eine Begegnung aus dem Ruder laufen sollte.

Beobachtet man die Annäherung von Hunden untereinander, dann kann man schon auf grosse Entfernung die unterschiedlichen Hundepersönlichkeiten erkennen.

Souveräne Hunde laufen freundlich und entspannt im Bogen aufeinander zu

Es gibt ängstliche Hunde, die aufgrund ihrer Vorerfahrung das Weite suchen oder bei ihren Bezugsperson Schutz suchen.

Andere durften schon als Welpe ohne nachzufragen überall hin und haben kein höfliches Hundeverhalten erlernen können.

Hunde aus der „Ach wie niedlich“- Fraktion bringen sich in der Hundewelt ständig in Schwierigkeiten, weil sie die Regeln einer höflichen Hundebegegnung oft nicht kennen und respektlos auf jeden Artgenossen donnern, diesen bedrängen und rüpelhaft in seiner Individualdistanz einschränken.

Man trifft Hunde, die süchtig sind nach Aufmerksamkeit. Wie oft hängt auf dem Spaziergang eine fremde Hundeschnauze in meiner Leckerli-Tasche, wie oft putzen mir völlig unbekannte Hunde ihre Pfoten an meiner Hose ab und wie oft donnert ein respektloses Hundewesen in meine Hundegruppe, drängt sich zwischen meine Hunde und mich und verlangt dringend nach Aufmerksamkeit.

Wir treffen unterwegs auf Hunde, die jeden Blick als Angriff interpretieren oder in protzender Anspannung Wege und Durchgänge versperren. Manche legen sich in grosser Distanz, schon beim ersten Anblick eines Artgenossen, mitten auf den Weg. Oft schlendern die dazu gehörenden Menschen gemütlich weiter und kümmern sich nicht darum, wie das andere Gespann denn an dem unbekannten Tier vorbeikommen soll, das respektlos den Durchgang versperrt. Jeder Schritt näher an den liegenden Hund baut unangenehm Spannung auf.

Die unweigerlich folgende Aussage des Hundehalters „Der macht nix, der will nur spielen“, ist mittlerweile ein Running Gag unter Hundetrainern.

Aber was ist zu tun?

Wie kann der Hundebesitzer seinem eigenen Hund manierliches Benehmen beibringen?

Wie kann man den eigenen Hund schützen, wenn man auf hündische Rüpel trifft?

Je nach dem Ausbildungsniveau seines Lieblings, muss der Hundehalter das Zusammentreffen zweier Hunde etwas managen.

  1. Erziehe deinen eigenen Hund zur Höflichkeit

Jeder Welpen- und Junghundebesitzer hat die Pflicht, dem ihm anvertrauten Tierchen höfliches Verhalten beizubringen. Die Hundemama kann das ab dem Moment der Abgabe nicht mehr leisten und die neuen Bezugspersonen übernehmen mit der Freude an dem Welpen auch die Verantwortung dafür, dass der junge Hund erzogen wird.

Der Hundehalter ist dafür verantwortlich, dem kleinen Pelztier die Regeln von konfliktfreiem Zusammenleben mit Artgenossen, Menschen und anderen Tieren zu erklären.

Dazu gehört, dass ich dem kleinen Racker zeige, wie eine höfliche Hundebegegnung auszusehen hat. Nämlich entschleunigt und mit bestimmten Regeln, die vor allem junge Hunde unbedingt einhalten sollten. Sonst bekommen sie von älteren und erfahrenen Hunden manchmal „eins auf die Mütze“.

Ein älterer Hund hat keine Lust fremde Grünschnäbel zu erziehen, wenn jedoch die beteiligten Menschen nicht eingreifen, um ihn vor dem wilden Jungspund zu schützen, dann wird jeder vernünftige Hund sich selber verteidigen.

Was sollte jeder Hund lernen und wie bringt man ihm das bei?

Autonome Aufmerksamkeit: selbstständig angebotene Aufmerksamkeit ist keine Zauberei. Dein Hund wird sich gerne an dir orientieren, wenn er gelernt hat, dass es sich lohnt.Jeder Blick, den dein Hund dir zuwirft, ist ein Geschenk. Lass keinen Blick zu dir unbeantwortet. Du musst nicht mit Keksen um dich werfen, es reicht ein nettes Wort, ein Lächeln, eine Reaktion. Der „Ich- bin- bereit- Blick“ ist der Schlüssel zur Hundeseele. Trainingsspiele: Das kleine Aufmerksamkeitsspiel, das 3 Schälchen Spiel, Blickkontakte clicken+ belohnen u.v.m.

Rückruf: Übe mit deinem Hund den Rückruf auch unter Ablenkung. Trainingsspiele: Hundepingpong, Das 10 Leckerli Spiel u.v.m. helfen dabei

Radiustraining: Unter Radiustraining versteht man alle Aktivitäten, die den Hund dazu anleiten, sich zuverlässig in einem bestimmten Radius um den Menschen herum aufzuhalten. Hunde können sehr gut Abstände lernen, sie sind nach wenigen Wiederholungen in der Lage, von sich aus Grenzen einzuhalten, wenn es ihnen positiv beigebracht wurde. Wie gross der Radius sein kann, hängt vom Ausbildungsstand des Hundes, seiner Rasse, Grösse und von seiner Persönlichkeit ab.

Als Faustregel gilt: Je besser ein Hund gehorcht, umso mehr Freiheit kann er bekommen. Hilfsmittel im Training sind Leine oder Schleppleine. Trainingsspiele: Das 10 Leckerli Spiel, Verloren Spielzeug, Barriereclickern

Click für Blick oder Look at that: Gerade junge Hunde möchten gerne alles Neue kennenlernen und sofort überall hinrennen, wenn sie etwas interessiert. Eine sehr elegante Möglichkeit ist es, wenn ich den kleinen Racker jedes Mal belohne, wenn er etwas anschaut. Wer mit Clicker oder Markerwort arbeitet, markiert den ersten Moment, wo der Kleiner sich für etwas interessiert. Die Belohnung dafür gibt es immer so, dass sich der kleine Kerl zu seiner Bezugsperson umwendet. Man kann auch einfach ein Lobwort sagen, z.B. „Yes“ o.ä. Mit etwas Übung, wird der kleine Hund lernen: „Ich sehe einen anderen Hund und hole mir eine Belohnung ab“. Er wird sich mit etwas Erfahrung selbstständig zu seinem Menschen umwenden, um die Belohnung nicht zu verpassen.

Wer Spass am Training hat, trainiert ein schönes Anzeigeverhalten für entgegenkommende Hunde und macht seinen Hund so zum Experten. Hunde lieben es einen Job zu bekommen. „Zeig mir alles, was hier interessant ist“ ist ein Lieblingsspiel meiner Hunde.

  1. Ein kluges Konfliktmanagement steht vor jedem Hundetreffen.

Beobachten: Lerne den eigenen und andere Hunde zu lesen. Wie fühlen sie sich, was werden sie als Nächste tun?

Management: Mute deinem Hund nur so viel zu, wie er in der Lage ist zu ertragen. Schütze ihn vor unangenehmen Erfahrungen. Distanzvergrösserung ist das Mittel der Wahl. Trainingsspiele: Das „Change“- auf Signal die Seite wechseln, „Hinten“ -auf Signal hinter dem Menschen laufen, Targets, Suchspiele u.v.m.

Als Besitzerin einer sehr verhaltensoriginellen und reaktiven Hündin bin ich durch eine harte Schule gegangen, bis ich die passenden Trainingstechniken gefunden habe.

Meine Hündin hing bei Hundebegegnungen kreischend in der Leine oder stürzte sich blitzschnell auf den anderen Hund, bevor ich auch nur Luft holen konnte. Ich kenne den Leidensdruck, den ein Hundehalter in diesen Situationen hat, aus eigener Erfahrung sehr gut.

Ich durfte aber lernen, dass es sofort eine Verhaltensbesserung gibt, wenn man die Gefühle seines Hundes respektiert. Ich habe gelernt, meinen Hund zu lesen und mir von ihr zeigen zu lassen, was sie fühlt.

Durch sinnvolle Trainingstechniken konnte ich die Gefühle meines Hundes immer mehr positiv beeinflussen. Hat sie zu Beginn des Trainings mit Stress auf andere Hunde reagiert, hat sich das sehr schnell so verändert, dass der Anblick eines anderen Hundes zur Ankündigung für ein gemeinsames Spiel wurde.

Mit regelmässigem Training haben sich die Emotionen positiv verändert, mein Hund konnte richtige Entscheidungen treffen und mit mir in Kontakt treten. Am Anfang habe ich ihr bei jeder Hundebegegnung geholfen. Das wichtigste Ziel war: konfliktfrei!

Im Laufe der Zeit konnte ich beobachten, dass meine Hündin das vorher von mir angebotenen Alternativverhalten bei Hundetreffen selbstständig vorausgenommen hat. Sie hatte gelernt, welches Verhalten erwünscht war und hat dieses autonom angeboten.

Mittlerweile geht sie entspannt und freundlich auf andere Hunde zu. Bei unangenehmen Artgenossen läuft sie frühzeitig einen Bogen, weicht denen so gut es geht aus und schliesst sich mir an.

Wir lieben Hundebegegnungen mittlerweile sehr. Wir nutzen jede Situation, um hinterher ein tolles Spiel oder eine geliebte Futtersuche zu veranstalten.         

  1. Trainiert wird für das Leben

Jetzt fragst du dich vielleicht: „Muss ich jetzt immer Kekse mitnehmen? Und muss ich ständig mit meinem Hund trainieren?“

Die Antwort ist: „Es hängt davon ab, was dein dir Hund zeigt.“

Wenn eine Person lernt Auto zu fahren, dann wird der Fahrlehrer in der ersten Praxisstunde jede Handlung erklären und vorsagen.

Nach einigen Fahrstunden beginnt der Fahrschüler schon vorher zu wissen, was der Lehrer gleich sagen wird. “Blinker setzen, Schulterblick, Lenkrad usw. usw.“

Bei der Fahrprüfung sollte der Fahrschüler alles alleine wissen, er ist aber noch etwas unsicher, ob alles richtig abgelaufen ist.

In den ersten Wochen nach Erlangen der Fahrerlaubnis, hört man ständig innerlich die Stimme des Fahrlehrers: “Blinker setzen, Schulterblick, Lenkrad usw. usw.“

Und plötzlich bemerkt man, dass alles automatisch und wie nebenbei abläuft.

Genauso sieht es in der Hundeerziehung aus. Zu Beginn muss der Mensch seinem Hund zeigen, was er zu tun hat. Am besten wird jedes erwünschte Verhalten oft und gut belohnt und Unerwünschtes durch Hilfsmittel, wie Leine oder Schleppleine verhindert.

Der Hundehalter zeigt seinem Hund, wie man höflich entschleunigt, indem er z.B. den ersten Blick zu einem anderen Hund so belohnt, dass sich der Hund kurz von diesem abwendet. Ein kleiner Trick, aber er sorgt für konfliktfreie Begegnungen.

Ein Hund kann durch den Menschen lernen, dass man bei Anblick eines Artgenossen erst einmal einen Bogen laufen kann. Ein Hund kann lernen Entspannungssignale zu senden, indem er durch eine angekündigte Futtersuche den Kopf absenkt. Mit viel Fleiss wird unser Hundeschüler später seine Begegnungen alleine konfliktfrei managen.

Drama oder Komödie?

Der dritte Akt:
Die Bewertung des Erlebten und das Etablieren von funktionierenden Strategien. Drama oder Komödie?

Im letzten Teil der Hundebegegnung wird das Geschehen verarbeitet. Jeder Hund wird aus der Erfahrung lernen und  mit entsprechenden Gefühlen abspeichern.

Auch die Hundehalter werden die Situation bewerten und mit ihren Gefühlen in einer nächsten Situation den eigenen Hund im Vorfeld wichtige Informationen geben.

Für beide, für Hund und Halter, ist es wichtig, dass sie die Begegnung kontrollieren konnten. Ein Team, dass eine kritische Situation erfolgreich gemeistert hat, indem der Hund seine Gefühle zeigen konnte und sein Mensch darauf angemessen reagiert hat, wird die nächste Begegnung mit positiven Emotionen und Selbstvertrauen angehen.

Dafür ist es nicht wichtig, ob man durch einen Bogenlaufen das Treffen vermieden hat, ob man den eigenen Hund am Auslöser trainiert hat, indem man das erste Hinschauen durch Distanzvergrösserung belohnt hat oder ob man, im Vertrauen auf die soziale Kompetenz des eigenen Hundes, ihm mit einem Freigabesignal die Entscheidungsfreiheit überlassen hat.

Wichtig für das emotionale Lernen ist, ob die Situation kontrollierbar war. Jedes Individuum wird aus der Situation mit seiner eigenen Erfahrung herausgehen und die nächste Hundebegegnung dementsprechend einleiten.

Wenn nach einer Hundebegegnung die Akteure auseinander gehen, zeigt es sich, ob das Schauspiel zum Drama wurde oder ob es am Schluss heisst:

     „Und so lebten sie glücklich, bis an ihr Ende“.